Interview

Das nachfolgende Interview erschien im Parteimagazin der Bayernpartei, “Freies Bayern”, Ausgabe März 2012.


Seit einigen Monaten ist „Radio Freies Bayern – Das Internetradio für moderne bairischsprachige Musik“ nun im weltweiten Netz auf Sendung. Wir haben dies zum Anlass genommen, ein Interview mit Bernhard Neumann zu führen, der hinter dem Projekt steht.

Freies Bayern: Herr Neumann, wie läuft das Radio zur Zeit?

RFB: Sehr gut, muss man sagen. Wir befinden uns ja noch in der Anfangsphase, haben aber bereits überraschend hohe Zuhörerzahlen. Teilweise stieß der Server schon an seine Grenzen, sodass leider nicht jeder zu jeder Zeit mithören konnte.

Freies Bayern: Wie kam es zu dem Entschluss, so ein Projekt zu starten?

RFB: Wir haben darin eine Marktlücke gesehen. Es gibt in Bayern mittlerweile eine rege bairischsprachige Musikszene mit vielen Fans. Diese Gruppen werden aber im Radio kaum gespielt.

Freies Bayern: Es gibt aber doch Musikantenstadl, Volksmusik im Bayerischen Fernsehen und ähnliches.

RFB: Das ist schon richtig, aber um dieses Genre ging es uns nicht. Wir wollen – wie der Name ja schon sagt – moderne bairischsprachige Musik spielen.

Freies Bayern: Also weg vom Klischee „Blasmusik und Jodeln“?

RFB: Nicht unbedingt. Natürlich gehört auch diese Musik zu Bayern und hat ihre Daseinsberechtigung. Aber, wie Sie ja gesagt haben, gibt es hierfür durchaus schon Sendungen. Wir gehen eher in die neuere Musik und jüngere Gruppen. Aber auch Klassiker außerhalb der traditionellen Volksmusik wie STS oder die Spider Murphy Gang gehören zu unserem Repertoire.

Freies Bayern:
Lässt sich die Musik denn irgendwie in herkömmliche Kategorien einordnen?

RFB: Schwierig. Manches davon ist Pop und manches Rock. Schon allein deswegen, weil einige Coverversionen dabei sind, zum Beispiel „Knocking on Heaven’s Door“, das bei Gsindl „Nackert am Himmelstor“ heißt. LaBrassBanda bezeichnet sich selber als Chiemseer Balkan-Brass-Musikgruppe, Hans Söllner ist solo absolut provokant und spielt mit seinen Bands waschechten Reggae. Aber wie will man z. B. Claudia Koreck einordnen oder ein Gesamtkunstwerk wie Haindling? Es gibt übrigens auch einige Gruppen, die deutliche Anleihen an bayerischer Volksmusik nehmen, z. B. die CubaBoarischen. Was sie alle eint, ist nicht ein besonderer Stil, sondern die selbstbewusste Verwendung der bairischen Sprache. Und wir wollen zeigen, welche Bandbreite es heute an bairischer Musik gibt.

Freies Bayern: Zum Programm gehören aber auch „kurze Beiträge zur bayerischen Politik“. Nun ist es ja kein Geheimnis, dass Sie Mitglied der Bayernpartei und auch Mitglied des Kreisvorstands Rosenheim-Land sind. Also kommt zwischen zwei Liedern immer ein BP-Werbespot?

RFB (lacht): Um Gottes Willen, nein. Mit der Holzhammer-Methode könnten wir die Zahl unserer Zuhörer sicher sehr schnell verringern. Wir wollen mit Sicherheit kein Propagandasender sein. Es geht ja nicht nur um Politik, sondern auch um gesellschaftliche, historische und kulturelle Themen. Aber ab und zu spielen wir auch Ausschnitte von einer Aschermittwochsrede mit Hubert Dorn oder programmatische Erklärungen von Florian Weber ab. Wir sind kein politischer Sender, aber wer sich für bairischsprachige Musik einsetzt, muss sich auch für die bairische Sprache einsetzen, sonst können wir in 20 oder 30 Jahren keine „moderne bairischsprachige Musik“ mehr spielen, weil eben keiner mehr bairisch spricht oder singt.